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Nachhaltiges und krisensicheres Sourcing bei Unilever mit Scoutbee-Plattform

Nachhaltiges und krisensicheres Sourcing bei Unilever
Die Nadel im Heuhaufen finden

Wie in jüngster Vergangenheit deutlich wurde, entstehen aus Krisen nicht selten weltweite Lieferengpässe. Um diesen entgegenzuwirken, setzt Unilever auf die KI-basierte Sourcing-Plattform Scoutbee. Das Tool soll dem Konzern dabei helfen, sein Netzwerk krisensicher aufzustellen und alternative Lösungen für bestimmte Märkte oder Rohstoffe in neuen Regionen zu finden.

Andre Correa ist im Global Procurement des Verbrauchsgüterkonzerns Unilever für die Beschaffung von Farming Ingredients zuständig. „Für eine Produktinnovation im Schweizer Markt suchten wir einmal nach einem lokalen Weizenproduzenten. Alle Zutaten des neuen Produkts sollten aus der Schweiz kommen. Weizen in der Schweiz zu sourcen, war keine leichte Aufgabe“, erzählt er. „Doch mithilfe von Scoutbee fanden wir einen Zulieferer, der unsere Anforderungen erfüllte.“

Dabei ist Weizen in der Schweiz nur ein Beispiel für die Herausforderungen im internationalen Procurement des weltweit tätigen Unternehmens, das mehr als 400 Marken in über 190 Ländern verkauft und dafür von mehr als 56.000 Partnern mit den unterschiedlichen Rohstoffen beliefert wird.

Resilienz versus Kostenkontrolle

Wie viele Expertinnen und Experten in der Beschaffung und im Lieferkettenmanagement hat Andre Correa einen nicht immer einfachen Job. Laut Zahlen der FAO (Food and Agriculture Organization) der Vereinten Nationen gehören Russland und die Ukraine zu den weltweit wichtigsten Weizenexporteuren. Die Invasion Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hatte immense Auswirkungen auf die ukrainischen Weizenexporte. Die FAO berichtet, dass „die harten finanziellen Einschränkungen, die Schäden an der Infrastruktur und die Blockaden rund um die Felder in Teilen der Ukraine zu schätzungsweise 40 Prozent weniger Winterweizenproduktion im Vorjahresvergleich und zu unterdurchschnittlichen Prognosen für die Weizenproduktion 2023 geführt haben“.

Die Situation in Konflikten wie diesen kann sich täglich ändern. Correa muss also neben der Betreuung der 50 bis 60 Zulieferer, für die er im dazugehörigen 2000 Lieferanten umfassenden Fachnetzwerk von Unilever zuständig ist, auch das Weltgeschehen stets im Blick behalten und laufend neue Kontakte evaluieren. „Unsere größten Herausforderungen sind neben der hohen Komplexität in unserem Bereich auch die Inflation – Stichwort: Kostenkontrolle – und die Resilienz. Besonders stark gespürt haben wir zum Beispiel die Folgen der weltweiten Gesundheitskrise oder der Blockade des Suezkanals“, erklärt der Sourcing-Spezialist.

Ausnahmesituationen wie diese bedeuteten für Unilever, dass die Verteilung zwischen „lokal“ und „global“ angepasst werden musste. Ziel war und ist es, immer wieder lokale Alternativen zu finden, dabei aber die Vorteile der globalen Beschaffung nicht ungenutzt zu lassen. „Scoutbee hilft mir dabei, vollkommen neue Quellen zu erschließen: zum Beispiel, wenn die Hälfte der weltweiten Tomatenproduktion immer wieder durch Dürren gefährdet ist. In dem Fall haben sich dank Scoutbee für uns interessante Alternativen in neuen und aufstrebenden Märkten in Nordafrika und Südasien aufgetan. Auch für sehr spezifische Zutaten wie krause Petersilie haben wir verlässliche Zulieferer gefunden.“ Mit lokalen Anbietern macht sich Unilever zudem unabhängiger von Großproduzenten in Ländern wie China, sodass das Unternehmen von eventuellen regionalen Einschränkungen weniger stark betroffen ist.

Nachhaltigkeit in der Beschaffung

Ein Thema, das bei Unilever nicht nur in der Beschaffung weit vorne steht, ist die Nachhaltigkeit. Correa erinnert sich: „Vor 20 Jahren mussten wir unsere Zulieferer mit Incentives vom Thema Nachhaltigkeit überzeugen. Heutzutage ist Nachhaltigkeit nicht mehr wegzudenken. Wir erwarten sie ganz einfach von unseren Partnern.”

Ohne Überprüfungen und Kontrollen geht es aber noch nicht. Zuständig dafür ist bei Unilever ein eigenes Team, das neben physischen Prüfungen vor Ort, auch auf Zertifizierungen setzt. Besonders wichtig ist dem globalen Unternehmen, seine Lieferanten aktiv dabei zu unterstützen, die unternehmenseigenen Richtlinien, die nicht selten über rein rechtliche Voraussetzungen hinausgehen, zu erfüllen.

„Wir entwickeln für jeden Rohstoff einen eigenen Plan, um stets zu wissen, wo wir unsere Zulieferer eventuell noch besser unterstützen können und für welchen Rohstoff wir neue Lieferanten suchen müssen, damit wir zum Beispiel Lücken füllen, Kostenoptimierungen umsetzen können oder nicht zu sehr von einem Anbieter abhängig werden“, konkretisiert Correa. Dabei zieht Unilever auch immer wieder regionsspezifische Risiken wie mögliche bewaffnete Konflikte oder Klimakatastrophen wie Überflutungen und Dürren hinzu. Jeder Lieferant erhält auf Basis diverser Daten eine eigene Risikoklassifizierung, die den jeweiligen Controlling-Aufwand bestimmt.

Gezielt Suchen und schnell Finden

Unilever nutzt die Discovery Plattform von Scoutbee, die den Anwendern Rechercheaufwand abnimmt. Wie das funktioniert, erklärt Andre Correa: „Der Unterschied zwischen einer einfachen Google-Suche und Scoutbee ist die raschere und gezieltere Konkretisierung der Suchergebnisse. Vor allem in Sachen Nachhaltigkeit können wir so von Anfang an viel klarer sein, was wir von Lieferanten genau erwarten.“

Nachdem ein Kunde seine Anforderungen auf der Scoutbee Intelligent Platform (SIP) eingeben hat, sucht das System mithilfe von KI, Web Scraping und Web Crawling nach den besten Anbietern im Netz. Dabei werden Tausende von Webseiten und Profilen durchforstet, bevor in einem eigenen Matching-Prozess so viele Daten wie möglich zu den Lieferanten ergänzt werden. Das Ergebnis ist eine erste Liste von Lieferanten (Longlist).

Alle Unternehmen auf dieser Liste erhalten nun eine RFI (Request for Information) und die Einladung, sich im System von Scoutbee zu registrieren, um dort die notwendigen Informationen für den Kunden zu bestätigen. Dieser kann sich hier bereits wieder involvieren oder die weiteren Schritte Scoutbee überlassen. Am Ende erhält er eine überschaubare Shortlist, die in den meisten Fällen direkt zum RFP (Request for Proposal) führt. Wenn ein Unternehmen möchte, kann es direkt nach der Erstellung der Longlist die Daten aus dem System ziehen und in seinen eigenen Programmen weitermachen. Die Entscheidung, wie viel Scoutbee übernimmt, überlässt das Unternehmen seinen Kunden.

Im Fall von Andre Correa und den landwirtschaftlichen Produkten für Unilever läuft die Zusammenarbeit schon seit mehreren Jahren sehr gut: „Für uns ist der Mehrwert klar: Wir können mit Scoutbee viel gezielter suchen und erhalten rasch eine Liste möglicher Zulieferer, von denen wir wissen, dass sie die Grundvoraussetzungen erfüllen. Das erspart uns nicht nur enorm viel Zeit, sondern vernetzt uns auch immer wieder mit potenziellen Lieferanten, die wir bei einer klassischen Recherche vielleicht nicht oder nur sehr schwer gefunden hätten.“


Bild: Scoutbee

Gregor Stühler

ist Mitbegründer und CEO von Scoutbee.

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